Die Thule-Gesellschaft: Ursprung und Einfluss
Die Thule-Gesellschaft, gegründet im Jahr 1918, war eine geheime gesellschaftliche und politische Organisation in Deutschland, die sich stark mit völkischen Ideologien, dem Okkultismus und nationalistischen Strömungen identifizierte. Ihr Name leitet sich von Thule, einer mythischen nordischen Landmasse ab, und symbolisiert eine Verbindung zur arischen Rasse sowie zu mystischen Überzeugungen, die für die damalige Zeit von Bedeutung waren. Diese Gesellschaft spielte eine essentielle Rolle in der Entwicklung nationalistischer und antisemitischer Ideen, die schließlich zur Entstehung des Nationalsozialismus führten.
Die Gründung der Thule-Gesellschaft fiel in eine Zeit großer sozialer und politischer Umwälzungen in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Die gesellschaftlichen Unruhen, der Verlust des Krieg und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten schufen einen Nährboden für extremistische Bewegungen. In dieser Atmosphäre der Verzweiflung und Unsicherheit fand die Thule-Gesellschaft schnell Anhänger unter denjenigen, die an eine Wiederbelebung der „deutschen Ehre“ glaubten und die vermeintliche Bedrohung durch äußere Einflüsse bekämpfen wollten.
Zentrale Figuren der Thule-Gesellschaft waren Rudolf von Sebottendorf, ein deutscher Okkultist und Esoteriker, sowie andere prominente Mitglieder, die aus verschiedenen Schichten der Gesellschaft kamen, darunter Akademiker, Militärs und Unternehmer. Diese unterschiedlichen Hintergründe trugen dazu bei, dass die Gesellschaft eine Vielzahl von Themen und Ansichten behandelte, die von antiken Mythologien über die Ergründung der arischen Identität bis hin zu esoterischen Philosophien reichten.
Ein bedeutendes Merkmal der Thule-Gesellschaft war ihre enge Verbindung zur Deutschen Arbeiterpartei (DAP), die später in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannt wurde. Die Thule-Gesellschaft unterstützte die DAP sowohl ideologisch als auch finanziell und half, die grundlegenden Prinzipien der Partei zu entwickeln. Dies geschah vor allem durch die Betonung des antikapitalistischen und antisemitischen Denkens, das in den Schriften und Reden von Mitgliedern der Gesellschaft immer wieder hervorgehoben wurde.
Die thuleanische Ideologie war geprägt von einem stark romantisierten Bild der deutschen Geschichte, das sich auf eine ideale, vorindustrielle Gesellschaft stützte, die von einer reinrassigen arischen Bevölkerung bevölkert war. Die Gesellschaft propagierte die Idee einer Rückkehr zu diesen Wurzeln und stellte einen konfrontativen Diskurs gegen alles dar, was als „fremd“ oder „nicht-arisch“ betrachtet wurde. Dieses Gedankengebäude bildete eine gefährliche Grundlage für die zukünftigen rassistischen Ansichten der Nazis.
Okkulte Praktiken und Rituale spielten ebenfalls eine zentrale Rolle in der Weltanschauung der Thule-Gesellschaft. Mitglieder glaubten an das Vorhandensein übernatürlicher Kräfte und an die Möglichkeit, durch spirituelle Praktiken eine Verbindung zu diesen Kräften herzustellen. Die Gesellschaft führte geheimnisvolle Rituale und Feiern durch, die oft mit dem Ziel stattfanden, mystische Energien für den politischen Kampf der Deutschen zu mobilisieren. Diese Verquickung von Okkultismus und Politik war einzigartig und beeinflusste viele der späteren nationalsozialistischen Überzeugungen und Handlungen.
Mit der Machtergreifung der NSDAP im Jahr 1933 erlebte die Thule-Gesellschaft einen drastischen Wandel. Viele ihrer Mitglieder wurden in die Reihen der NAtionalsozialistischen Bewegung eingegliedert. Die ursprünglichen Strukturen der Gesellschaft wurden mehr und mehr irrelevant, da die NSDAP ihre eigenen, klar definierten Ideologien und Hierarchien etablierte. Dennoch bleibt der Einfluss der Thule-Gesellschaft auf die Ideologie der Nationalsozialisten unbestritten. Der Gedanke an eine überlegene Rasse sowie die Abwertung anderer Ethnien sind direkt auf die frühen Errungenschaften und Doktrinen dieser Gesellschaft zurückzuführen.
In der heutigen Zeit wird die Thule-Gesellschaft oft als Beispiel für die Gefahren von extremistischen Ideologien und der Verwobenheit von Okkultismus und Politik genannt. Ihre Geschichte bietet wertvolle Einblicke in die Mechanismen, durch die solche Überzeugungen gedeihen können und wie sie sich in der Gesellschaft manifestieren. Auch wenn die Thule-Gesellschaft selbst nicht mehr aktiv ist, bleiben die Auswirkungen ihrer Ideologien in verschiedenen modernen Bewegungen und Strömungen präsent.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Thule-Gesellschaft eine herausragende Rolle in der Entwicklung extremistischer Denkweisen im frühen 20. Jahrhundert spielte. Ihr Zusammenspiel von nationalistischem Gedankengut, völkischem Idealismus und Okkultismus leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Ideologien, die letztlich zur Entstehung des Nationalsozialismus führten und hat bis heute nichts von ihrer brisanten Aktualität verloren.

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