Okkultismus der SS: Eine Analyse

Der Okkultismus innerhalb der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und insbesondere der Schutzstaffel (SS) ist ein komplexes und oft kontrovers diskutiertes Thema, das in der Geschichtsschreibung häufig an den Rand gedrängt wird. Um das Phänomen des Okkultismus in diesem Kontext zu verstehen, ist es notwendig, sowohl die ideologischen Grundlagen als auch die spezifischen Praktiken der SS zu betrachten.

Ideologische Grundlagen

Die SS wurde zunächst als paramilitärischer Flügel der NSDAP gegründet und entwickelte sich schnell zu einer der zentralen Institutionen des nationalsozialistischen Regimes. Heinrich Himmler, der Reichsführer der SS, spielte eine entscheidende Rolle dabei, den Okkultismus in die Strukturen der SS zu integrieren. Himmler war fasziniert von Mythologie, Esoterik und verschiedenen Formen des Okkultismus, die er als Teil einer neuen, arischen Religiosität betrachtete.

Himmler's Bestreben, eine neue Glaubenswelt zu schaffen, die auf einer vermeintlichen arischen Überlegenheit basierte, führte dazu, dass er Theorien und Ideen aus verschiedenen okkulten Bewegungen und alten germanischen Traditionen aufgriff. Er war davon überzeugt, dass die Germanen über eine tief verwurzelte spirituelle Tradition verfügten, die von den "arischen" Rassen abgeleitet war und die er wiederbeleben wollte. Hierbei spielten Symbolik, Rituale und eine eigene Mythologie eine zentrale Rolle.

Okkulte Praktiken und Rituale

Die SS implementierte verschiedene okkulte Praktiken und Rituale, die sich sowohl auf die Gruppe selbst als auch auf ihre Wahrnehmung in der Gesellschaft auswirkten. Eines der bekanntesten Symbole, das durch die SS populär wurde, war die Schwarze Sonne, ein Symbol, das für Himmler eine tiefere Verbindung zum alten Germanien darstellte. Diese Symbolik war nicht nur als dekoratives Element gedacht, sondern sollte auch das Selbstverständnis der SS als Eliteeinheit untermauern.

Ein weiteres zentrales Element des Okkultismus in der SS war die Praxis der Ritualmagie. Himmler etablierte eine geheime Abteilung innerhalb der SS, die sich mit Esoterik und mystischen Lehren befasste. Diese Abteilung beschäftigte sich unter anderem mit der Erforschung des historischen Erbes der germanischen Völker sowie mit Fragen der Astronomie und Astrologie. Es gibt Berichte, dass Himmler astrologische Berechnungen anstellte, um günstige Tage für militärische Aktionen auszuwählen, was seine Überzeugung von einer übernatürlichen Einflussnahme auf die Weltgeschichte verdeutlicht.

Die Verbindung zu anderen esoterischen Bewegungen

Die SS war nicht die einzige Organisation, die Interesse an Okkultismus und Esoterik zeigte. Zu jener Zeit gab es eine Vielzahl von esoterischen Gruppen, die sich mit ähnlichen Themen auseinandersetzten. Insbesondere die Thule-Gesellschaft, eine völkische Geheimgesellschaft, hatte einen erheblichen Einfluss auf die Ideologie der NSDAP und damit auch auf die SS. Diese Gesellschaft propagierte eine Kombination aus Rassentheorie und mystischen Vorstellungen und suchte nach einer Verbindung zwischen den arischen Völkern und alten kulturellen Wurzeln.

Die Thule-Gesellschaft und ihr Gedankengut waren für Himmler und andere führende Köpfe der SS von großer Bedeutung. Sie beeinflussten die Entstehung eines Mythos von einer "reinen" arischen Zivilisation, die in den Tiefen der Geschichte verwurzelt war. Diese Konzepte wurden dann verwendet, um das brutale Handeln der SS und die rassistische Ideologie des Nationalsozialismus zu rechtfertigen.

Auswirkungen auf die nationale und internationale Wahrnehmung

Die Verquickung von Okkultismus und militaristischer Ideologie in der SS hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die nationale und internationale Wahrnehmung der Organisation. Während der NS-Zeit wurde die SS nicht nur als militärische Einheit, sondern auch als Hüter einer angeblich höheren Wahrheit betrachtet. Die mystifizierten Rituale und die symbolischen Handlungen stärkten das Selbstbewusstsein der SS-Mitglieder und schufen eine Aura des Geheimnisvollen, die zum Teil die Schrecken ihres Handelns überdeckte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Okkultismus innerhalb der SS oft als Anekdote oder Randnotiz dargestellt. Einige Historiker argumentieren jedoch, dass der Okkultismus einen grundlegenden Aspekt der nationalsozialistischen Ideologie darstellt, der bei der Analyse des Regimes nicht ignoriert werden sollte. Insbesondere die Verbindung zwischen Okkultismus, Mythologie und der brutalistischen Politik der SS zeigt, wie tief verworren und gefährlich solche Ideologien sein können.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Okkultismus der SS ein wichtiger, jedoch oft vernachlässigter Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie war. Unter der Führung von Heinrich Himmler entstand ein System, das historische und mythologische Elemente vereinte, um eine eigene Realität zu schaffen, die von Gewalt und Rassismus geprägt war. Die Erforschung dieses Themas bietet nicht nur Einblicke in die Denkweisen des nationalsozialistischen Regimes, sondern warnt auch vor den Gefahren, die mit der Verbindung von Okkultismus und totalitärer Macht einhergehen können.